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Markus Ambach
Herz-Haus
Während sich der barocke Garten der mathematischen Bändigung natürlicher Vegetabilität verschreibt (und damit analog die Kraft der Natur reflektiert), wird im englischen Landschaftsgarten der Beginn einer sich subtil verbergenden Macht reflektiert. Die scheinbare Natürlichkeit der Gärten und Parks entwirft diese als entschärftes und befriedetes Diorama, als ihrer Wildheit beraubte Wildnis. Der Wanderer genießt den romantischen Schauer im Anblick einer wilden Natur fern jeder realen Gefahr. Die tief empfundene Zerissenheit zwischen Natur und Zivilisation wird im Bürgertum zur theatralen Aufführung, zum genussreichen Postulat, das sich auch in den obligatorischen Ruinen spiegelt. So wurden nicht nur im 3. Reich Architekturen mit Sollbruchstellen versehen, um ihre ruinierte Form im Vorweg festzulegen.
Das Herz-Haus im Jacobigarten ist eine echte Ruine: Das ehemalige Gärtnerhaus wurde durch einen Brand schwer beschädigt und über die Jahre zur Rumpelkammer des Parks. Von Müll und entsorgten Kunstwerken befreit, wurde es im Jahr 2007 merkwürdig aufgeräumt wieder sichtbar und zur nahezu restaurierten Ruine. Das tote Haus überraschte den Besucher dann und wann mit einem Impuls, der überraschend und kurz quer durch das Haus lief und geisterhaft seine elektrische Gerätschaft erfasste. Türschelle und Gartenlaterne, Kellerbeleuchtung und Vogelhausillumination, Altglassammlung und Springbrunnen wurden für Sekundenbruchteile zu einer Ereigniskette aktiviert, die vom kurzen Klingeln zum Leuchten, vom seismischen Flaschenklappern zur seltsam spannungsarmen Springbrunnenejakulation im versumpften Teich durch die Gebäudereihe zuckte.
